Schupfen Gröbenhof
Gegenstand des Bauvorhabens ist die Transformation eines historischen landwirtschaftlichen Nebengebäudes in Fulpmes im Stubaital. Das ursprünglich leerstehende und nur für Lagerzwecke genutzte Nebengebäude eines ehemaligen Bauernhofes befindet sich auf einer südseitig ausgerichteten Terrasse oberhalb des Dorfkerns. Die Hofstelle des Weilers “Gröben” ist erstmals im Mittelalter dokumentiert. Das beschriebene Nebengebäude ist das einzige noch erhaltene historische Fragment, welches die lange Siedlungsgeschichte dieses Platzes ablesen lässt.
Konzept des jungen Architekten und Bauherren-Paares ist die Revitalisierung des 300 Jahre alten Gebäudes durch eine sensible und minimalistische Wohnnutzung im Sinne der Tiny-House-Bewegung. Dafür wurden die wesentlichen Gebäudeteile erhalten und im Sinne der Reuse-Philosophie wiederverwendet. Nur durch den langen Verfall schadhaft Gewordenes wurde mit authentischen lokal bezogenen Materialien ersetzt, immer im sichtbaren Dialog mit den schon lange in Würde gealterten Materialien.
In die historische Hülle des Gebäudes wurde ein massiver Holzbau in Blockbauweise integriert, ganz im Sinne des historischen Kontextes, sind Wohnhäuser in Holzbauweise in der Region doch immer massiv als Strickbau aufgeführt. Der Aufbau erfüllt zugleich alle Dämm- und Brandschutzvorschriften, wirkt als große Speichermasse und verhindert einen schichtweisen Aufbau mit sonstigen Dämmstoffen und Folien. In die Fassade sind zwei zusätzliche große Lichtöffnungen eingeschnitten, welche als Fenster mit Stufenfalzverglasung flächenbündig mit dem bestehenden Baukörper abschließen. Auf Schmuck und zusätzliche Fassadendetails wurde bewusst verzichtet, um sich von den wenig authentischen „Jodler-Umbauten“ klar abzugrenzen.
Gewohnt wird auf ca. 45qm Wohnnutzfläche im Obergeschoß. Die Innenräume sind schlicht und zurückhaltend gestaltet. Unbehandelte Holzoberflächen an Wänden, Fenstern und Böden, Lehmputz für ein angenehmes Raumklima, ein komplett in Schwarz gehaltenes Badezimmer und unterschiedliche Höhensprünge verleihen dem kompakten Innenraum große Dimension. Durch die Planung und großteils selbst übernommene Ausführung des Architekten und „seines“ Bauherren ergibt sich eine hohe Detailqualität und hoher Anspruch an handwerklich gelungenen Lösungen.
Ziel war die Errichtung eines Vorzeigeprojektes an prominenter Stelle, welche den immer noch rasch voranschreitenden Verlust an historischer Bausubstanz im Stubaital lösungsorientiert kommentiert und damit einhergehend den Verlust an kultureller Identität plakatieren soll. Zusätzlich soll durch die Wohnnutzung des Architekten- und Bauherrenpaares ein Kommentar zu innovativen neuen Wohnideen im noch immer konservativen ländlichen Raum gesetzt werden.